Die Entwicklung des Standortes gibt auch die wechselvolle deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts wider: Vom Boom in den 1930er-Jahren, der Demontage nach dem Zweiten Weltkrieg, der ersatzweisen Herstellung von Schöpflöffeln, Teesieben, Quirlen und anderen Haushaltsgeräten bis hin zur Überführung in das Volkseigentum zu Zeiten der DDR sowie der Stilllegung und dem Konkursverfahren nach der Wende.
1992 erwarb Pierburg das Unternehmen von der Treuhandanstalt und hat seither die Kompetenz des Standortes und seiner Mitarbeiter bei der Entwicklung und dem Bau von Elektromotoren erfolgreich nutzen und weiterführen können.
"Dies alles sind gute Gründe, sich die über die vielen Jahrzehnte erworbenen umfangreichen Kenntnisse der Mannschaft des Werkes immer vor Augen zu halten", so Werkleiter Peter Geißler bei der Eröffnung der Ausstellung zur Geschichte des Standortes, "und auch dabei hilft uns diese Ausstellung zur Geschichte des Elektromotorenbaus in Hartha."
Pierburg hat dazu ein Bestandsgebäude auf seinem Werkgelände umfunktioniert und präsentiert in aufwändig gestalteten Räumen interessante Exponate aus der Vergangenheit des Standortes und erläutert die Historie des Harthaner Elektromotorenbaus. Dabei wurde ein Teil der Ausstellungsstücke seitens der Stadt Hartha, die ihr eigenes Industriemuseum nicht weiter betreiben konnte, als Leihgabe beigesteuert.
Künftig können Interessierte auf Anfrage einen tiefen Blick in die elektromotorische Industriegeschichte der sächsischen Kleinstadt werfen. Darüber hinaus wird das Museum an Tagen der offenen Tür sowie für Schulklassen zugänglich sein und natürlich wird Pierburg die Ausstellung für die eigenen Mitarbeiter sowie bei Kundenbesuchen intensiv nutzen.
Chronik des Standortes Hartha
1922
In Hartha, Sachsen, gründen der Kaufmann Erich Oemig und der Ingenieur Gustav Richard Sander am 15. Februar die Firma Sander & Oemig. Der Betrieb stellt mit 25 Beschäftigten an der Dresdner Straße 82 Elektrokleinmotoren her.
1925
Die Alfred Oemig & Co. AG bezieht im Dezember neue Geschäftsräume in der vormaligen Zigarrenfabrik Gustav Oemig an der Dresdner Straße 99.
1937
Das Unternehmen bezieht einen neuen Betrieb an seinem heutigen Standort und beschäftigt 280 Personen.
1939
Zwischen 1936 und 1939 verdoppelt sich die Anzahl der Mitarbeiter von 280 auf über 550.
1945
Nach Kriegsende beginnt die Produktion mit der Herstellung von Schöpflöffeln, Teesieben, Quirlen und anderen Haushaltsgeräten.
Entsprechend dem Befehl der Sowjetischen Militäradministration wird die Alfred Oemig & Co. AG Ende Oktober beschlagnahmt und bis Ende November zu 96 Prozent demontiert. Nur noch sechs Beschäftigte fertigen Güter für den täglichen Bedarf. Die Beschäftigtenzahl steigt jedoch bis Jahresende auf 248.
1948
Die Alfred Oemig & Co, Hartha, wird in Volkseigentum überführt und firmiert später als VEB Elektromotorenwerk Hartha.
1990
Aus dem VEB Elektromotorenwerk Hartha wird die VEM Elektrokleinstmotoren- und Gerätewerk (Elmo) Hartha GmbH.
1991
Die VEM Antriebstechnik AG legt das Elektromotorenwerk VEM Elmo Hartha GmbH still. Zum Jahresende geht die VEM Hartha GmbH in die Gesamtvollstreckung.
1992
Pierburg erwirbt einen Teil des früheren VEM-Elektrokleinmotoren- und Gerätewerkes von der Berliner Treuhandanstalt und steigt in die Eigenfertigung von Elektromotoren ein. Ende Oktober startet die Fertigungsstraße für moderne Vakuumpumpen.
1994
Beginn der Großserienfertigung von Elektromotoren.
1995
Aufnahme der Serienfertigung von Elektromotoren für Sekundärluftpumpen sowie der neuen Wasserumwälzpumpe. Sie ist das erste Pierburg-Patent, das von Hartha aus angemeldet wird.
1997
Die Produktion der neu entwickelten robusten und im Wirkungsgrad optimierten Sekundärluftpumpe läuft an.
1998
Neu ins Produktprogramm des Standortes Hartha kommen spezielle Elektromotoren, die in die neuartige elektronische Drosselklappenregelung EDR-E im Pierburg-Werk Berlin eingebaut werden.
2000
In Hartha wird die einmillionste Wasserumwälzpumpe gefertigt.
2003
Beginn der Kleinserienfertigung einer neuen elektronisch geregelten Kühlmittelpumpe, die maßgeblich zur Senkung des Kraftstoffbedarfs im Fahrzeug beiträgt, da sie nicht über den Keilriemen des Motors angetrieben wird, sondern sich bei Bedarf elektronisch zuschaltet.
2007
Im Dezember läuft die zehnmillionste Wasserumwälzpumpe vom Band.
2010
Gegen Jahresende beginnt die Serienfertigung der elektrischen Kühlmittelpumpe CWA400. Das erste Fahrzeug, das die Pumpe erhält, ist der BMW 335i.
2011
Die Kapazitäten für Wasserumwälzpumpen, elektrische Kühlmittelpumpen sowie Elektromotoren für Nutzfahrzeug-AGR werden erweitert.
2012
Anlauf der Serienproduktion von Motoren für Abgasrückführventile im Lkw-Bereich (T-AGR).
2013
Im Dezember wird die 35millionste Wasserumwälzpumpe produziert.
2015
Die zweimillionste elektrische Kühlmittelpumpe CWA400 läuft im April vom Band.